2021 war für die Hebbocher Mountainbiker turnusgemäß wieder ein Alpencross angesagt. Bereits zu Beginn der Planungen war klar, dass Fahrten ins Ausland coronabedingt ein Glücksspiel werden würden. Die Lösung war recht schnell gefunden, dann bleiben wir eben in Deutschland. Aufbauend auf einer Story in der Zeitschrift „Bike“ planten wir unsere Tour. Für diese Story hat die Bike-Redaktion mithilfe sehr vieler Locals eine Strecke erstellt, um Deutschland auf den schönsten Trails durchfahren zu können. Das klang schon mal sehr vielversprechend. Ein bisschen umplanen mussten wir, um direkt in Hebboch starten zu können. So machten wir uns 9 Tage lang auf insgesamt 714 km und über 14470 hm auf den Weg nach Bodenmais. Also eigentlich: Den ersten Tourtag mussten wir vorverlegen, da nicht alle den benötigten Urlaub bekamen.

Also ging es am 01.08.2021 los nach Würzburg. 1760 hm und 86,3 km lagen vor uns. Wir fuhren auf schönen Trails über Kirschfurt, Boxtal und Sachsenhausen bis zum Kloster Bronnbach. Dort stärkten wir uns und freuten uns auf die Weiterfahrt. Klaus-Peter hatte andere Verpflichtungen und verließ uns nach dem Mittagessen. Danach ging es dann zur Sache. 2021 musste man bekanntlich im Garten aufgrund häufiger Regenfälle relativ wenig gießen – mehr muss ich eigentlich nicht sagen. Ich tus trotzdem: Weiche Wiesenwege, kniehohes Gras, gut gewachsenenes Dornengestrüpp und vier daraus resultierende Platte. Das kostete Körner…und Zeit. Wir schafften es aber bis Würzburg und wurden am Ende noch durch herrliche, aber eben auch schlammig-rutschige Trails belohnt. Zu guter Letzt waren wir durchaus froh mit dem Zug heimfahren zu können.

Am 07.08.21 ging es aber dann richtig los. Als wir nach der Busfahrt nach Würzburg ausstiegen meinte ein Teilnehmer trocken: „So, das war der Urlaub.“ Hätte er gewusst, wie Recht er an diesem Tag hatte, hätte er wohl geschwiegen. Wir mussten über 109 km und 1560 hm bis Zeil a.M. kurbeln. Das klappte am Anfang auch ganz gut, sodass wir guten Mutes in Volkach zu Mittag aßen. Der Nachmittag sollte uns unglaublich lange, herrliche, schmale und natürliche Trails bescheren. Stattdessen bescherte Petrus den Gärtnern wieder gießfreie Tage und uns eine Schlammschlacht, die sich gewaschen hatte. Wir eierten auf schräg abschüssiger Schmierseife meist zu Fuß irgendwie den Weg entlang. Zu guter Letzt mussten wir durchnässt abkürzen und freuten uns auf das Abendessen. Nichts vermochte uns die gute Laune zu vermiesen!

Vom nächsten Tag an wurde das Wetter besser, sodass wir uns gut gelaunt an die 90 km und 1760 hm machten. Auch heute kosteten die aufgeweichten Wege und ein streckenweise recht fieser Gegenwind einiges an Zeit, sodass wir die Altenburgrunde in Bamberg wegließen. Dafür gab es Kaffee und Kuchen im Elternhaus eines Tourmitglieds. Sehr gut gesättigt ging es dann weiter bis Heiligenstadt – genauer gesagt bis Burggrub – wo sich unsere Unterkunft, der Gasthof Hösch befand. Zunächst etwas kauzig –wir waren etwas spät dran-, überraschte uns der Wirt dann aber den gesamten Abend über mit Geschichten und Gedichten aus seinem Leben. Sehr kurzweilig und sehr zu empfehlen.

Am Montag ging es über herrliche Wege weiter durch die Fränkische Schweiz, zunächst Richtung Süden, bis wir dann bei Streitberg Richtung Osten abbogen. Die Wege waren heute ganz gut fahrbar, dafür aber sausteil. Gut, irgendwas ist ja immer. Mittagspause wurde in Waischenfeld gemacht, was etwas länger dauerte, da die Dame der guten Stube an diesem Tag alleine war. Geschmeckt hat es trotzdem sehr gut. Leicht verspätet ging es auf abwechslungsreichen Wegen nach Bayreuth, wo wir natürlich den Schlenker über den Sophienberg nicht auslassen konnten. Hier gibt es so viele Trails, dass ein Fremder (also der Guide) den, den er braucht, nur recht schlecht findet. Nach unten kamen wir trotzdem und nach einer Stadtdurchkreuzung auch an unser Hotel. Die Abendgestaltung fand natürlich in der Innenstadt statt. Eine willkommene Abwechslung zur 160 Seelen Gemeinde von der Nacht zuvor. Beinahe hätte hier unsere Tour geendet, da sich der Standort unseres Hotels während des Abends irgendwie verändert zu haben schien. Schließlich fanden wir es aber dennoch. Was für ein … Können.

Die nächsten zwei Tage fuhren wir mehr oder weniger weiter Richtung Osten. Der Ochsenkopf und der anschließende Downhill im angelegten Bikepark war sicher eines der Highlights der Tour. Weiter gings über die Kösseine (913 m ü.NN) und hinab nach Neusorg und am nächsten Tag dann weiter über den Hackelstein (723 m ü.NN) nach Waldsassen.

Von nun an ging es die letzten drei Tourtage Richtung Süden, stets an der deutsch-tschechischen Grenze entlang. Wir passierten immer wieder alte Grenz- und neue Aussichtstürme. Der beeindruckendste war wohl der auf dem Havran, ein ehemaliger Grenzkontroll- und Abhörturm der tschechischen Streitkräfte. Über Gitterroste erklommen wir den 24 m hohen Turm und erfuhren auf dem Weg nach oben einiges über die Greueltaten der damaligen Zeit. Oben angekommen genossen wir dann aber die fantatstische Aussicht und konnten auch unser Ziel bereits erkennen, den großen Arber.
Zwischen Waidhaus und Furth im Wald an Tag 8 wurde es dann noch einmal richtig nass, diesmal allerdings von unten. Unser Weg führte uns durch einen saftig grünen, sehr idyllischen und wild romantischen … Sumpf. So manch einem stand das Wasser bis zum Hals, naja, sagen wir bis zum Knie. Die guten Goretex-Schuhe konnten nur noch verhindern, dass das Wasser wieder aus dem Schuh hinaus konnte.
An diesem Tag geschah aber noch etwas sehr Erstaunliches, nichts womit man hätte rechnen können: Wir tauschten den zweiten Anstieg, der uns nochmal auf fast 1000 m gebracht hätte, ein gegen einen Nachmittag am See, mit Eis, baden und Cappuccino. Das gab‘s noch nie! Von wegen „Höhenmeter sind durch nichts zu ersetzen“…

Am 14.08. läutete es bei schönen Sonnenaufgang und herrlichem Wetter zum letzten Tourtag. Heute lagen noch einmal 1840 hm auf knapp 66 km vor uns. Schließlich wollten wir hoch hinaus auf den 1456 m hohen Großen Arber. Nach früher, aber durchaus willkommener Rast im Berggasthof Eck ging es an die lange und heiße Auffahrt. Wieder waren wir völlig durchnässt, Petrus konnte diesmal aber nichts dafür. Oben angekommen genossen wir die herrliche Aussicht und das gute Gefühl alle Höhenmeter hinter uns zu haben. Letzteres erwies sich natürlich als trügerisch. Unser Weg führte uns nach kurzer Schotterabfahrt wieder hinauf über das Schutzhaus „Kleiner Arber“, wo wir einen letzten Kaffeestop einlegten. Danach folgte der finale Downhill. Leider war dieser sehr verblockt und zu großen Teilen kaum fahrbar. Zwischendrin ging es dann immer mal wieder bergauf (war ja klar). Am Ende schafften wir es aber wieder alle verletzungsfrei bis ans Ziel. Wobei das fast schiefgegangen wäre, als unser heimlicher Held Hubertus beim großen Abschlussfoto am Parkplatz rückwärts über einen Stein stolperte. Zum Glück flog nur das Handy. Am Ende ließen wir die Tour bei zünftiger Livemusik im Biergarten gepflegt ausklingen.

Apropos heimliche Helden. Das Wichtigste kommt ja bekanntlich zum Schluss, in diesem Fall ist das unser Dank!
Zum einen danken wir Sigmar Zeuner, der uns auch dieses Jahr wieder sein Betriebsbüschen als Begleitfahrzeug zur Verfügung gestellt hat. So jemanden findet man nicht mehr sehr oft! Und zum anderen danken wir auch unserem Hubertus, der sich als Fahrer unseres Begleitfahrzeugs als wichtigstes Tourmitglied verdingt gemacht hat. Ohne euch wären wir wahrscheinlich aufgrund des erhöhten Gepäckgewichts auf der Sumpfetappe ertrunken. Aber ganz im Ernst: Alle Daumen hoch und herzlichsten Dank. Ihr habt uns das Tourleben maßgeblich erleichtert. Das ist nicht selbstverständlich!

In diesem Sinne: Schee war’s wieder. Mal sehen, wo es uns beim nächsten Mal hin verschlägt.

Die Hebbocher Mountainbiker

Impressionen: