Vom 15. bis 22.062019 war es wieder soweit. Die Hebbocher Mountainbiker machten sich mal wieder daran, die Alpen auf der Suche nach Freiheit, Ruhe und coolen Trails zu durchstreifen. Eine Herausforderung würde es allemal werden, schließlich waren es mit 14000 hm knapp 20% mehr als die letzten Male. Verteilt waren sie auf insgesamt 460 km Gesamtlänge.
So machte sich also ein Trupp von einer Frau, sieben Mann und einem Begleitfahrzeug samt Fahrer und Beifahrerin am Samstagmorgen auf den Weg, die erste Etappe zu bestehen. Hochmotiviert in unseren neuen Trikots machten wir uns auf den Weg von Garmisch zum Eibsee, dann auf Schotterpisten über den Fernpass nach Nassereith. Mittag wurde auf der Hochtörlehütte gemacht. Quasi pannenfrei (ein verschwundener Bremsbelag bei km 1,6 und ein Platter) kamen wir in unserer ersten Unterkunft, dem Alpenhotel Gurgltalblick an. Knapp 50 km und 1515 hm lagen hinter uns.
Mit 2250 hm auf 67 km ging es am 2. Tag zum ersten Mal zur Sache. Die Herausforderung lag im ersten Anstieg hoch zum Dirstentrittkreuz, ein Anstieg (die Bedienung am Vorabend meinte dazu augenbrauenhochziehend: „Oh, da geht’s aber steil hoch“), der im Prinzip komplett fahrbar ist. Da wir aber alle keine Prinzipienreiter sind, schoben wir auch mal mehr oder weniger lange Teilstücke davon. Belohnt wurden wir mit einer herrlichen Waldweg- und Schotterabfahrt hinunter nach Imst. Danach gings hoch zur Pillerhöhe und auf Schotter hinunter zu unserem 2. Zielort nach Tösens an der alten Via Claudia.
Manch einer behauptet ja, man müsse sich im Leben immer steigern. Das wollten wir am 3. Tag testen. Auf 69 km und über 2400 hm legten wir noch einmal eine Schippe drauf. Zunächst mussten wir über den Reschenpass hoch nach Nauders. Auf dem Weg nach oben überholte uns das SZ-Mobil. Mit gekühlten Getränken warteten sie oben in Nauders auf uns. Tiefe Dankbarkeit gegenüber den Fahrern Franz und Helga und natürlich dem Sponsor des Begleitfahrzeugs Sigmar Zeuner überkam uns. Das ist Urlaub! Allerdings galt es noch viele Höhenmeter zu bewältigen und so machten wir uns auf den Weg über die Bergkastelalm hinunter nach Reschen. Am späten Nachmittag angekommen, mussten wir noch ein Gasthaus für das Mittagessen finden, was sich als gar nicht so einfach herausstellte. Nach dem Mittagessen um ca. 16.30 Uhr mussten wir erstmal 2 Platte reparieren, sodass wir die letzte Anhöhe umfuhren und den Fahrradweg hinunter nach Laatsch nahmen. Aufgrund der Abkürzung und Geschwindigkeiten von über 60km/h kamen wir dort schneller an als erwartet. In der Pension Agropobitzer, ein über 600 Jahre alter Bauernhof, der liebevoll restauriert wird, bezogen wir unsere Zimmer. In wirklich schönen Zimmern wollte es aber einigen nicht zu gut gefallen, was an den notdürftig hineingestellten Feldbetten lag. Das gute Essen entschädigte aber dafür.
Jetzt wurde es langsam ernst. Heute war die Etappe vor DER Etappe. Auf einem herrlichen Waldtrail fuhren wir bis Prad und dann auf Teer weiter bis Morter, wo wir zu Mittag aßen. Nun folgte der Anstieg hinauf zur Tarscher Alm, der heiß und lange war. Oben angekommen sahen wir mit gemischten Gefühlen hinauf zu den Schneefeldern, die uns am nächsten Tag erwarteten.
Nach extrem leckeren, üppigen Abendessen und Frühstück auf der wirklich sehr zu empfehlenden Tarscher Alm liefen wir am nächsten Morgen los. Wir wussten ja, dass wir heute eher wandern gingen. Zunächst ging es 600 hm hinauf zum Tarscher Pass auf 2515 m und wieder 400 hm hinunter. Erleichtert, dass die Schneefelder hinter uns lagen, machten wir auf der Steinrastalm Mittagspause. Die Stimmung wurde dank der sehr freundlichen und durchaus extrem hübschen Bedienung schnell ausgelassener. Doch uns erwartete noch eine Prüfung an diesem Tag. Nach dem Anstieg vom Zoggeler Stausee hinauf zur Gampenalm kam ein nicht mal mehr im Prinzip fahrbarer 6 km langer Trail, der schier endlos schien. Wir glaubten uns im Nirgendwo verirrt zu haben als ein nahes Donnern die Stimmung auch nicht gerade aufhellte. Irgendwann trafen wir aber wieder auf freie Wiesen und fahrbare Wege und setzten unseren Weg nach kurzer Orientierungslosigkeit wieder fort zur Unterkunft in Proveis. An diesem Tag hatten wir die Rechnung für die herrlichen Wege der ersten Tage locker bezahlt – dachten wir zumindest. An diesem Tag machten wir jedenfalls unserem neuen Motto irgendwie alle Ehre: „Was net geht, wird gfahrn“. Offensichtlich ging es, denn wir fuhren ziemlich wenig…
Was wir aber am Vortag zu wenig fuhren, holten wir heute wieder raus. Über 115 km und 2200 hm ging es zunächst über das Clozner Jöchl hinunter nach Molini und dann weiter über die Malga Mondifra nach Zuclo, der letzten Übernachtung vor dem Gardasee.
Schon war der letzte Fahrtag gekommen. Von Zuclo fuhren wir Richtung Cimego, bogen vorher aber links ab, um einen der Beschreibung nach herrlichen Trail-Downhill mitzunehmen. Foto- und Videoaufnahmen waren geplant. Die Auffahrt klappte auch problemlos, auf unserem Downhill lagen aber unzählige Bäume, hier hatte wohl der Wind gewütet. Und so liefen wir ein weiteres Mal den Berg hinunter, unterbrochen von einigen Rutsch- und Kletterpartien. Offensichtlich mussten wir doch noch einen Teil der Rechnung begleichen. Nachdem wir einen weiteren Platten geflickt hatten, konnten wir dann endlich über die Ponale in Riva einfahren.
Alles in allem war das wohl eines der außergewöhnlichsten Alpencrossabenteuer, das wir bisher zusammen erlebt haben. Murenabgänge, Schneefelder, Windbrüche, herrliche Trails, leckeres Essen, grandiose Natur und körperliche und psychische Strapazen, die einen am eigenen Verstand zweifeln lassen – was will man mehr im hart verdienten Jahresurlaub? Genau – jemanden, der einem das Gepäck hinterherfährt und uns jeden Abend mit kühlen Getränken erwartet. Unser herzlichster Dank geht hier zum einen an Franz und Helga, die uns alles abnahmen, was sie uns nur abnehmen konnten, nur treten mussten wir noch selbst. Zum anderen geht ein genauso herzlicher Dank an dich, Sigmar, ohne dein Auto wäre das nicht möglich gewesen. Ihr seid spitze!!
Die Hebbocher Mountainbiker